Mittwoch, 19. Juni 2013

41.Tag 18.06.2013 Lincoln - Holbeach

Tageswerte:
Tagesleistung:  73,3 km
Durchschnitt: 18,1 km/h
Max.: 41,3 km/h
Höhenmeter: 269m
Gesamtleistung: 3077,1 km

Heute ist nun passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Ich hatte geplant, bis King's Lynn zu fahren, Wetter war optimal. Aus Lincoln heraus musste ich noch einmal schieben, dann wurden die Steigungen aber wesentlich fahrradfreundlicher. Ich fuhr bereits etwa 40 km und war auf der A17, als ich nach einer Pause auf einem Rastplatz bemerkte, das ich rapide Luft aus dem Hinterreifen verlor. Mist, dachte ich. Morgens hatte ich mich noch über mein zuverlässiges Rad gefreut. Ich lief zu einem nahegelegenen Café um eine Pumpe zu leihen, denn ich hatte mir ja keine für die neuen Schläuche gekauft und meine eigene war kaputt. Die Wirtsleute hatten keine und verwiesen mich an eine Tankstelle in ca. 2km Entfernung. Dort versuchte ich zunächst ob ich den Reifen mit Luft aus der Anlage für Autos füllen konnte. Ging nicht. Man lieh mir eine Fußpumpe, aber auch damit bekam ich keine Luft in den Reifen. Ich musste also eine Werkstatt finden. Über "Around Me" versuchte ich ein Taxi zu bestellen, aber irgendwie meldete sich niemand oder man verwies mich an eine andere Nummer, die auch nicht existierte. Schließlich bat ich die Tankwartin, mir ein Taxi zu rufen. Aber die hatte kein Telefonbuch. Letztendlich kam eine Kundin herein, die wusste zwei Taxinummern aus dem Kopf. Somit bestellte mir die Tankwartin dann einen Wagen. Dieser brachte mich dann zu einer Werkstatt nach Boston, wo man mir sagte, es sei zwar gerade Mittagszeit, aber ich könne um 15:00 Uhr wiederkommen und das Rad abholen. Die Fahrradwerkstatt war ein Familienbetrieb: Mutter, Vater und Sohn. Sehr freundliche Leute, welche sehr interessiert waren, wie ich mit dem Handy navigiere. That's to modern for us, meinte der Vater. Ich bedankte und verabschiedete mich und überlegte, ob ich mir hier eine Unterkunft suchen soll oder ob ich noch ein paar Kilometer fahre. Ich entschied mich für's Fahren, obwohl es sich mehr und mehr bewölkte. Und tatsächlich, nach einigen Kilometern begann es zu tröpfeln. Ich fuhr schleunigst in eine Ortschaft hinein und suchte ein B&B. Als ich endlich eines fand, hörte der Regen auf. Also fuhr ich weiter. Dann wiederholte sich das Spiel, jetzt war der Regen aber stärker. Diesmal fragte ich in einem Restaurant nach der nächstmöglichen Übernachtungsmöglichkeit. Man erklärte mir den Weg und sagte, es wären wohl noch 6 Meilen (ca. 10 km). OK, ich hatte ja keine andere Wahl. Während ich noch vor der Tür stand und den Regen betrachtete, kam die Frau hinter mir her und sagte, ihr Mann würde mich fahren. Da war ich erstmal baff. Natürlich nahm ich das Angebot an und wir verfrachteten mein Rad und das Gepäck in seinen kleinen Transporter. Unterwegs erzählte ich ihm von meiner Tour und wusste gar nicht, wie ich mich bedanken sollte als wir ankamen. Er meinte, ich solle 'mal wieder vorbeikommen und was bei ihm essen. Bei diesem B&B handelt es sich um ein kleines englisches Landhaus, mit einer sehr vornehmen Möblierung. Eine ältere Dame empfing mich und schleppte gleich meine Taschen hoch in mein Zimmer, mein Rad wurde in einer Garage abgestellt. Ich hatte fast kein Geld mehr, weil ich einiges für Taxi und Reparatur ausgegeben hatte und fragte, ob sie auch Kreditkarten akzeptiere. Sorry, leider nicht, aber sie beschrieb mir den Weg zum Geldautomaten. Ich holte also mein Portemonnaie von oben und wollte sie gerade bitten, mir die Garage aufzuschließen, da sagte sie, sie müsse sowieso noch zum Nachbarn und ein paar Erdbeeren hinbringen. Anschließend würde sie mich zum Automaten fahren. Da sag ich doch nicht nein. Nach der Rückkehr erledigten wir die Formalitäten und sie lud mich zu einer Tasse Tee in der Lounge ein. Dazu gab's noch ein Stück Kuchen. An diesen Tag mit so vielen freundlichen Leuten werde ich mich gern erinnern. Fotos hab ich leider keine für euch, dafür aber diese tollen Erlebnisse.

4 Kommentare:

  1. Raumschiffcaptain McHammergeil19. Juni 2013 um 14:01

    Hallo Papa,
    tja, mein erster Kommentar hier. Dein Auto fühlt sich sehr wohl bei mir. Ich glaube es will bleiben :) Übermorgen darf es vermutlich sogar die Brautpaarskutsche sein und wird dafür auch noch mal gewaschen. Ja, deinem Wagen geht es supergut.
    Außerdem hab ich letzte Nach geträumt, dass du total erledigt zuhause angekommen wärst. Lange kann es in echt ja auch nicht mehr dauern.
    Bis dann
    Heiko

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Papa,
    ich melde mich also auch mal wieder! Ich freu mich für dich, dass du so freundliche Leute kennengelernt hast. Das ist auch das, was mich am Reisen so fasziniert - die Welt ist gar nicht so böse, sondern überall gibt es freundliche und hilfsbereite Menschen, die den Tag unvergesslich machen. Ich hoffe, dass es dir auch weiterhin gut geht :)
    Liebe Grüße,
    Angela

    AntwortenLöschen
  3. PS: Tzzzz Heiko, wie du auf diesen Namen gekommen bist, ist mir ein Rätsel, du Witzbold ^^

    AntwortenLöschen
  4. ulrike kirschstein20. Juni 2013 um 23:07

    Lieber Heinz, schließe mich der Bewertung anderer an: toll, dass du soooo nette Leute getroffen hast und die Welt nicht so böse ist, wie "man" es meint... Freue mich total, dass du Gottes Geschöpfe so positiv erlebst! Heute hast du ja echte eine riesen Leistung hingelegt - soooo viele Kilometer. Und dass du auf der Höhe der modernen Technik bist, ist auch toll.Also, alles in allem: du bist ein toller Hecht.
    Gerade sitzt Maureen, unsere ugandische junge Frau, die gerade eine Woche bei uns wohnt (sonst bei Veys) neben mir und sie bewundert restlos, wie schnell ich schreiben kann. Sie lacht und sagt "ich glaube, du bist zufrieden - du kannst das gut machen!". Es ist total toll mit dieser 20jährigen Frau. Gestern ist sie mit mir zum Schwimmen in die Nordsee gegangen - sie kann nicht schwimmen, aber sie wollte und so habe ich sie strampelnd unter dem Bauch gehalten... heute hat sie Rückenschmerzen. Jetzt lacht sie beim Vorlesen und sagt "Oh mei"!. Tja,der Sommer lässt nach wie vor auf sich warten - heute wollte ich endlich mal abends draußen sitzen, aber nein - Gewitter. Du siehst, hier kämpfen wir noch um den Sommer.
    Tja, weiterhin, genieße, genieße, alles Gute, Ulrike

    AntwortenLöschen